Zwei Dinge riechen nach Fisch. Eines davon ist Fisch…

Und das Andere? Nun, verlassen wir das das Feld der Zoten und schlechten Witze, denn als Angler können wir mit Inbrunst sagen: Alles!
Die Klamotten, das Auto, der Angelkeller und mit Sicherheit die Hände.
Leute! Ernsthaft! Die Hände! Nun sicher hat es etwas martialisches, urtümliches wenn man nachts im Karpfenzelt liegt, das Adrenalin des letzten Drills langsam den Glücksgefühlen weicht und die Essenz seines Hobbys in der Luft liegt. Aber am Montag im Büro?

An dieser Stelle möchten Andrea und ich uns ganz herzlich bei Annegret  für das friedenstiftende Geschenk dieser Edelstahlseife bedanken!

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Nach Experimenten mit Kaffeepulver, Zahnpasta, Waschmittel und weiteren mehr oder minder wirkungslosen Substanzen haben wir endlich eine Lösung.
Wer die Fische am Abend ausnehmen muss ist damit zwar immer noch nicht geklärt, aber die Ausrede: “Dann riechen meine Hände wieder 3 Tage nach Fisch!” zieht jetzt nicht mehr.

Wo Rauch ist, ist auch Feuer

Nach unserer kleinen Eskapade am Forellenpuff standen wir in dieser Woche vor dem Lieblingsproblem vieler Angler: Wohin bloß mit all dem Fisch?

Für mich also die ideale Gelegen… äääh, ich meine natürlich die schmerzhafte Notwendigkeit einer weiteren Anschaffung. Ich glaube jeder Angler hat schon einmal mit dem Gedanken gespielt sich einen Räucherofen zuzulegen. Und liest man die einschlägigen Kleinanzeigen bekommt man das Gefühl, dass die meisten es auch versucht haben. “Wegen Platzmangel abzugeben…”  ist übrigens die häufigste Einleitung dieser Anzeigen. Nun, am Platz sollte es nicht scheitern, den Mittelweg zwischen Qualität und Preis zu finden erfordert schon etwas mehr Geduld. Zeit war schließlich Mangelware, die Forellen wurden ja schon parallel von Andrea ausgenommen.

Gott sei Dank bot sich die Gelegenheit direkt um die Ecke, in Köln, wo ein traurig dreinblickender Petrijünger, wegen Hobbyreduktion aus Zeitmangel, einen 120 cm großen Edelstahlkoloss abzugeben hatte.
2 Stunden später, den obligatorischen Besuch im Angelshop, zur Beschaffung diverser Räucherutensilien inbegriffen, war der Monolith im Garten aufgestellt.

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Heißräuchern, Kalträuchern, zum Mond fliegen… Alles scheint möglich. Aber wie?
Ich komme mir vor wie der Hund, der ständig Autos jagt und nun plötzlich vor dem undenkbaren Szenar steht, dass eines anhält.

“Probieren geht über studieren”
sagt der Volksmund. Recht hat er!
Zeit und Gelegenheit zum Ausprobieren ist da, Fisch auch. Also packen wir es an. Irgendwann wird sich der Erfolg schon einstellen, Nachbarn, Freunde und Familie freuen sich über unsere geräucherten Modellstudien, oder tun zumindest so, und ausserdem:

Angeln haben wir ja auch gelernt!

Wir fahren in den Puff…

Kennt ihr noch das Gefühl, als ihr zum ersten Mal einen Erwachsenenfilm im Kino sehen wolltet und euer Vater euch, für jeden im Foyer deutlich hörbar, eine Kinderkarte gekauft hat?
Ich denke so, oder so ähnlich muss sich Andreas Vater gefühlt haben, wenn er bei einem seiner Besuche deutliches Interesse für unser Hobby zeigte, in medias res aber dann doch nur eine unserer Angeln “halten durfte”, immer mit einem Auge am Ende des Sees, ob denn nicht ein Kontrolleur kommt.

Zum Glück hat die Angelindustrie auch für solche Fälle eine Lösung parat:
Ob man sie nun Angelparks, Forellenpuff oder Pay-Lake nennt, das Prinzip der Bezahlteiche ist immer das gleiche:  kommerziell betriebenen Forellenteiche auf Privatgelände, meist in Form einer Zuchtanlage.
Da Schonzeiten in Zuchtanlagen Unsinn wären und sich sowieso nur auf Fließgewässer beziehen, kann man dort rund ums Jahr seinem Hobby fröhnen.
Ganz ohne Fischereischein, da es sich ja um Privatgrund handelt. Und so standen wir kurzum vor der Qual der Wahl, denn Angelteiche gibt es gefühlt öfter als ihre humanen Pendants auf St. Pauli.
Hier zeigt sich wieder der Vorteil des Angelshops gegenüber der digitalen Konkurenz, denn zwischen Maden und Wobblern bleibt immer noch Zeit für den kleinen Schnack zwischendurch.
So kamen wir dann auch am späten Vormittag zum Angelpark Eischerscheid in Bad Münstereifel an.

Hier beißt der Fisch! verspricht der Internetauftritt der Anlage. Für uns alle war es der erste Besuch in einem Forellenzirkus, dennoch gestaltete sich der Weg ans Wasser unkompliziert. Die freundliche Betreiberin begrüßte uns mit Handschlag, erklärte uns kurz die Zahlungsmodalitäten und überreichte uns eine Kühlbox.

Noch unkomplizierter als als der Weg ans Wasser war jedoch das Fangen der Fische.
Wobei “fangen” vielleicht das falsche Wort ist: was in einschlägigen Foren euphemistisch als “guter Besatz” bezeichnet wird bedeutet in der Realität nichts anderes als Tierquälerei.
Vom Ufer aus konnte man bereits Unmengen an gerade eben maßigen Forellen sehen die in dichten Schwärmen umeinander schwammen. Mehrere Tiere wiesen Verletzungen auf die auch auf die Entfernung deutlich zu erkennen waren.
Eigentlich erwartete ich, dass ich eine der Forellen am Kopf treffen würde, aber ich schaffte ganze 3 Würfe bis zum ersten Biss.
Etwa in diesem Takt ging es dann auch weiter. Köder waren dabei egal, Wobbler, Spinner, PowerBait… Andreas Vater und ich scherzten schon, dass blanke Haken wohl ebenfalls fangen würden und wenn man beim Pinkeln nicht aufpasst… aber lassen wir das.

Nach 5 Forellen wurde mir das Spiel deutlich zu langweilig, die gefangenen Fischen waren im Durchschnitt klein und ließen sich an Land ziehen wie Handtücher.
Andreas Vater hatte großen Spaß, die Zielgruppe war also richtig gewählt und Andrea nutzte die Zeit mit ihrem Vater, resultierend wurde der Platz in der Kühlbox schnell weniger.
Dies veranlasste mich wiederum schon mal bei den Kleinanzeigen nach einem Räucherofen zu suchen.

Unter dem Strich hatten wir nach drei Stunden 24 Forellen, was eine bessere Bilanz ist, als Andreas Aquarium zu leeren. Und wenn man die Fische einfacher fängt als im Aquarium,  dann bleibt der Angelspaß auf der Strecke. Wir werden zukünftig jedenfalls auf Besuche im Forellenpuff verzichten.

Sollte jemand von euch mal einen Forellenteich besuchen, das Angeln ganz grundsätzlich mal ausprobieren, oder eben jemandem ohne Angelschein das Thema näherbringen wollen,dann gibt es ganz bestimmt schlechtere Adressen als:

Angelpark-Eicherscheid
Bodenbachtal 2
53902 Bad Münstereifel
angelpark-eicherscheid.de
Angelpark Eicherscheid auf facebook

Angeln ist Männersache…

So, oder so ähnlich scheint es jedenfalls immer noch in einigen Köpfen festgeschrieben zu sein. Aber schließlich gibt es immer mehr Frauen die angeln (ok in unserem Angelkurs waren vielleicht drei bis vier), aber es scheint für einige Männer immer noch überraschend zu sein.

Wenn ich mal alleine einen Angelshop betrete bin ich fast immer das Objekt der Neugier. Nein, ich werde nicht gleich gefragt ob ich mich verlaufen hätte. Aber neulich kam ein Mitarbeiter rasch auf mich zu und frage ob er mir helfen könne. Seine erste Reaktion auf mein meine Frage nach diversen Vorfächern war:

„Die Vorfächer sind für ihren Freund?“

Nein, waren sie natürlich nicht. Er schaute kurz etwas skeptisch aber war dann voller Tatendrang mir zu helfen, erklärte und gab sich Mühe mir zu helfen.
Hätte ich einen noch tieferen Ausschnitt gehabt, hätte er wahrscheinlich sogar für mich bezahlt…

Apropos tiefer Ausschnitt… Immer hilfreich. Vorallem bei Angelprüfungen… ich weiß das ist ein Klischee, aber hey Männer: Ihr bekommt, was ihr säht!

Aber mal ernsthaft. Ja klar ist Angeln nicht unbedingt das Erste was einem im Zusammenhang mit Freizeitbeschäftigungen für Frauen in den Sinn kommt. Aber ist dieses Rollendenken nicht langsam etwas überholt?

Bei AngelJoe in Dresden wurde ich hervorragend beraten. Nicht wie eine Frau, sondern wie ein Angler. Mir wurde erklärt und gezeigt wie man ein Texas-Rig selber bindet.

Ich hatte nicht das Gefühl, das er das wegen meinem doppelten X-Chromosom getan hat.
Der Laden war, genau wie das Personal, super. Riesengroß und eine super Auswahl in allen Bereichen. Kann ich nur empfehlen.

Ich kann nichts, ich bin nichts, gebt mir einen Angelschein!

Mit diesen Worten wurden wir auf der Fisch und Angel 2015 von einer Gruppe Demonstranten begrüßt.

Über die Messe selbst bleibt leider wenig zu berichten:
Hersteller lassen sich bei so einem Ereignis grundsätzlich nicht blicken.
Bleiben nur noch die Zwischenhändler, wie Uli Beyer, der dort zwar den größten Stand hatte, in dessen Angelladen man mir aber nicht sagen kann, wo am Dortmund-Ems-Kanal die Grenze zwischen zwei Gewässerabschnitten verläuft.

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An Messern, mit denen man Nägel schneiden kann, hatte ich ebensowenig Interesse wie an Babs Kiewsky.

Am spannendsten fand ich also in der Tat die Demonstranten vor der Halle.

Die hatten sich dort mit ca. 15 Leuten zusammengefunden, wobei ich nicht den Eindruck gewonnen habe, dass die Demo irgendwie organisiert war.
Weder thematisch, noch im Auftreten hatten die Tierrechtler viel gemein.
Anscheinend hatten die Leute auch schon eine Woche bei teilweise unter -10° in den Knochen und schauten entsprechend demotiviert aus der Wäsche.

Beim Betreten der Messe fragte ich, ob ich ein Foto der Szenerie machen dürfte, was aber verneint wurde.
Beim Verlassen positionierte ich mich vor der Front und fotografierte die Transparente, die hatten nämlich einen gewissen Unterhaltungswert.DSC_4555

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Sofort wurde ich von einer Dame im Tierkostüm darauf hingewiesen, dass Sie das Recht am eigenen Bild hiermit geltend machen würde.
Meinen Hinweis, dass ich selber paranoider Datenschützer sei nahm sie zur Kenntnis. Die Frage, warum sie es denn ablehne, weitere Aufmerksamkeit zu erhalten, was für eine Demo eher untypisch sei, ließ sie unbeantwortet.

Andrea und ich nahmen uns noch 20 Minuten Zeit, dem Schauspiel weiter zu folgen.
Neben dem spärlichen Auftritt, was auch an der Dauer und den Temperaturen gelegen haben kann, muss ich sagen, vermittelte es einen eher unkoordinierten Eindruck:

Eine Angel- und (im Besonderen) Jagdmesse lockt natürlich genau dieses Publikum an. Die Jagende Zunft ist aber nicht eben dafür bekannt aus dem Proletariat zu stammen:
Jagen ist teuer!
Folglich entstammt der größte Anteil der Jäger und Jägerinnen dem gutsituierten Bildungsbürgertum.
Dieser Zielgruppe mit 10 – 15 unorganisierten Leuten gegenüberzutreten, ohne geschärfte Argumente und offensichtlich wenig Diskussionskultur führt eben dazu, dass man ignoriert wird. Oder ausgelacht, wenn die skandierten Sprüchlein sich nicht reimen, oder jemand den Text nicht kennt, was mehrfach in einer peinlichen Kakophonie endete.
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass beim Aufeinandertreffen zweier völlig konträr verlaufender Lebenseinstellungen, ultimative Argumente wie “Alle Angler sind Mörder” kaum hilfreich sind, da sie Reaktanz erzeugen und Fronten verhärten.
Negativ aufgefallen ist mir eigentlich nur, dass einer der Demonstranten auf Fragen oder Ansprachen durch Messebesucher grundsätzlich jede Antwort mit:” DU LAPPEN”, “DU IDIOT” oder “DU ARSCHLOCH” beendete.
Ebenfalls unfein fand ich die Eigenart, bei vorbeigehenden Familien grundsätzlich den Kindern lautstark “MÖRDER” oder andere Schmähungen entgegenzubrüllen.

Mein Fazit:
Ich kann mit Leuten die Ihre Meinung sagen gut leben. Und wenn die Messe so langweilig ist, wie die letzte Fisch und Angel, habe ich wenigstens vor der Tür etwas zu lachen.
Meiner Meinung nach haben Tierschützer eine wesentlich bessere Lobby als Angler. Indem man Tierrechtler ignoriert und als Spinner abtut wird man von deren Erfolgen in Politik und Gesellschaft überrascht und überrannt.

Catch and Release…

Wir waren vor kurzem in einem Angelgeschäft und ich fragte ob sie Blitzhaken hätten. Der Verkäufer verneinte, da der Blitzhaken das Freilassen des Fisches erschwert, wenn nicht unmöglich macht. Immerhin ist der Blizthaken dazu gemacht die Fische definitiv zu haken.

„Catch and Release“ oder zu Deutsch “Fangen und Freilassen”… netter Gedanke, aber ist dies wirklich so human wie man es immer verkauft?

Ich meine, der Fisch beißt an den Haken und kämpft um sein Leben. Dies bedeutet für ihn nur Panik und Schmerz. Er wird durch das Wasser gezerrt und dann gelandet. Er wird hochgehalten. Es wird an seinem Maul gezerrt. Fotos werden von ihm gemacht. Er wird herum gereicht. Und dann schmeißt man ihn wieder ins Wasser?!

Catch and Release kommt eigentlich aus dem Bereich des Karpfenangelns, da viele der Meinung sind, dass große Karpfen nicht mehr schmecken. Dabei kommt es eher auf das Gewässer an aus dem er gezogen wird, als auf die Größe oder das Alter des Karpfens.
Aber man lässt ihn wieder zurück um ihn beim nächsten mal wieder zu fangen?
GANZ GROSSES KINO!

Fische fühlen genauso Schmerzen wie jedes andere Lebewesen. Nur weil sie nicht schreien können heißt das nicht, dass sie keinen Schmerz empfinden. Im Gegenteil, Panik und Angst stressen die Tiere zusätzlich. Also was ist der Vorteil an C&R, außer für einen Angler der beim nächsten Mal wieder von vorne anfangen kann?

Dies soll keine Hasstirade über das Angeln oder wieder Aussetzen von Fischen sein. Ich angle selbst leidenschaftlich gern und esse was ich fange.
Ich setzte Fische wieder zurück, wenn sie nicht maßig sind oder sie ausversehen in der Schonzeit an den Haken gehen, keine Frage.
Gleichzeitig dürfte es jedem Angler klar sein, dass es sinnvoll ist die kapitalen Alten in ihr Refugium zu entlassen. Denn die Reproduktionsfähigkeit dieser erfahrenen Fische schlägt jede Besatzmaßnahme um Längen.

Catch and Release ist ein „guter Grund“ die Fische wieder auszusetzen um sie beim nächsten mal wieder zu fangen. Auf der anderen Seite gibt es den Fischen eine neu Chance.
Ich bin noch nicht zu einem Fazit gekommen, aber ganz so toll ist es nicht wenn man ein zweites Mal darübe nachdenkt.
Diese Gedanken gingen mir nach dem Besuch im Angelladen durch den Kopf und wahrscheinlich nicht das letzte Mal.

P.S.: Ich habe immer noch keine Blitzhaken.
Aber wenn ich das demnächst Mal wieder angeln gehe und ich etwas auf den Teller haben möchte… dann habe ich welche!

Was du nicht weißt könnte Bücher füllen

Wisst Ihr eigentlich, was man übers Angeln alles wissen kann?
Und ich meine jetzt nicht, das Hakengrößensortiment von D.A.M seit deren Firmengründung.
Nein, ich meine Dinge, die so offensichtlich sind, das es fast wehtut.

Ernsthaft, mit dem was man alles nicht weiß, könnte man Bücher füllen.
Jens Bursell hat das getan. In seinem Buch

Angeln wie ein Profi: Top-Techniken auf Fried- und Raubfische

beschreibt Bursell so ziemlich alles, was mir jemals an Fragen in den Sinn gekommen ist.
Den richtigen Umgang mit Posen- und Grundrute oder das Angeln auf Raubfische mit Naturködern und Kunstködern.
Wenn ich mir überlege, wie viele Angelzeitschriften ich schon gelesen, wie viele Youtube-Videos angesehen und Foren durchsucht habe bin ich echt begeistert, wie viel sinnvolle Informationen der Däne da auf knapp 300 Seiten zusammengetragen hat.

Schwarzangeln für Anfänger

Nachdem ich meinen Arbeitskollegen André erfolgreich mit dem Angelvirus infiziert habe, stellte sich kurz vor Weihnachten folgendes Problem ein:
Was stellt man mit einem Anfänger an, der seinen 5-Jahresschein erst nach den Feiertagen abholen kann, aber extrem hibbelig wird wenn er Wasser sieht, und sei es nur im Aquarium?

Die Lösung ist so einfach, wie naheliegend: Schwarzangeln!!!

Ok, ganz so dramatisch kann man es vielleicht nicht beschreiben. Denn wenn einer der Angler einen Angelschein hat und auch noch im Besitz des Gewässerscheins ist, welcher zwei Ruten erlaubt, dann will sich der Nervenkitzel, den man als Jugendlicher verspürte nicht so recht einstellen.
Über mangelnde Aufregung konnte ich mich bei meinem Angelpartner trotzdem nicht beklagen. Es sollte nicht bloß ein kurzer Ansitz am Rhein werden, ein Nachtangeln sollte es werden.
Für mich also DIE Gelegenheit endlich mein neues Karpfenzelt auszuprobieren. Ich verrate kein Geheimnis wenn ich sage, dass Andrea eher der Sonnenschirmangler ist… so langsam bekomme ich allerdings das Gefühl, dass Andreas Gehirn temperaturgesteuert ist. Fallen die Temperaturen unter 10° C (ich nenne es den andreanischen Gefrierpunkt) schafft es Andrea nicht mehr, die Frage “Kommst du mit zum Angeln?” in einen syntaktisch sinnvollen Zusammenhang zu bringen.

Für uns bedeutete das: mehr Platz im Auto für Bier und Angelzeug!

Mein neues Zelt, das  “5 Seasons 2 Mann Dome deluxe” war dabei eine absolut positive Überraschung: aufgebaut war es in ca. 3 Minuten. Es machte von Anfang an einen wertigen und gut verarbeiteten Eindruck.  Und es hat eine Nacht überstanden, die Ihresgleichen sucht:

Der Wetterbericht hatte uns zwar auf heftigen Wind vorbereitet, nicht aber auf den extremen Regen, der durch den orkanartigen Wind ständig von der Seite zu kommen schien.
Ein Spaziergänger, der seinen Hund bei dem Sauwetter Gassi führte (Leute gibts! Bei dem Wetter…) schaute uns eine Zigarettenlänge beim Sortieren und Aufbauen zu und konsternierte: “Das Wasser ist in Koblenz schon 50 cm höher. Das wird eng mit eurem Zelt”
Sprach’s und trottete davon.

André und ich dürften in diesem Moment ziemlich belämmert aus der Wäsche geguckt haben. Aber die Abwägung zwischen dem Risiko, mitten in der Nacht vom Rhein im Zelt besucht zu werden oder bei Sturm und Regen das Zelt zu versetzen dauerte keine Sekunde… eine weitere Sekunde später saßen wir im Zelt und öffneten das erste Bier.

Die Strategie für diesen Abend bald geklärt: Wegen dem hohen Wasserstand, dem extremen Wind und der starken Strömung würden wir mit Grundmontagen angeln.
Funkbissanzeiger ermöglichten uns den Luxus im Zelt zu sitzen Männergespräche zu führen und unsere Biervorräte zu dezimieren.
Schrieb ich uns? Naja, ICH konnte es mir im Schlafsack gemütlich machen. Andrés Platzwahl stellte sich bald als suboptimal heraus, da ständig Treibgut in seiner Schnur zu Sprinteinlagen am Rheinufer führten.
So blieb es auch bis 2 Uhr morgens, als ich statt frustrierten Flüchen plötzlich Jubelgeschrei vernahm…

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Jetzt hatte dieser verfluchte Anfänger in seiner ersten Angelnacht tatsächlich einen 52 cm IMG_20141221_174146103Döbel gefangen! Den würde ich doch niemals wieder auf den Boden der Tatsachen bekommen!

Neid war aber nicht angebracht, im Gegenteil. Nachdem wir den Fisch versorgt hatten mussten wir nicht nur feststellen, dass das offene Zelt rapide ausgekühlt war, sondern auch der Rhein war ein ganzes Stück näher gerückt.
Nass und frierend mussten wir uns also etwas ausdenken, wie wir die Zeit bis zum Sonnenaufgang überstehen würden… aber was im Zelt passiert ist, bleibt im Zelt.

Ich bin eine Schönwetteranglerin…

Ja ich weiß, Geständnisse wie dieses erregen in jeder Anglerrunde das gleiche Szenar: es wird scharf die Luft eingesogen, Augen werden verdreht und peinliche Stille senkt sich über die Anwesenden. Ein Outing als Ex-Häftling oder eine Privatinsolvenz wären ja zu verkraften, aber … Schönwetteranglerin!

Schönwetteranglerin
Schönwetteranglerin

Die Diskussion ist wahrsheinlich so alt wie der Angelsport: Darf man sich Angler nennen wenn man nicht gewillt ist, bei Wind und Wetter von die Tür zu gehen um den Fischen nachzustellen? Aber wisst ihr was?! Das ist mir **** egal…
Ehrlich…

Die Fische werden träge, egal was die Hochglanzheftchen versprechen die Marco monatlich vom Kiosk nach Hause schleppt.

Ich liebe angeln. Kein Mensch der mich kennt hätte das jemals für möglich gehalten. Auch heute noch, Jahre nachdem ich es meinem Umfeld mitgeteilt habe, ernte ich weiterhin Blicke welche die Frage klar herausstellen:
„Willst du mich verarschen?“.
Aber egal… langweilig können andere sein. Auch wenn sich unter „Nicht-Anglern“ hartnäckig die Meinung hält, Angeln wäre der Inbegriff spießiger Langeweile und als Freizeitbeschäftigung so gut geeignet wie Farbe beim Trocknen zuzusehen, wissen Marco und ich, das dem ganz und garnicht so ist.

Wie der geneigte Leser meiner Beiträge ja schon weiß, war es meine Idee mit dem Angeln anzufangen. Marco (der mir beim ersten mal sagte „nimm dir Musik und was zu lesen mit, das wird langweilig“) hat nur mit zu Liebe mit gemacht. Das Lustige daran ist… Marco ist heute derjenige, der sich am meisten damit beschäftigt.
Er liest Zeitschriften und Blogs, verschlingt eine Unmenge an Videos und hat sich gerade erst wieder ein neues Buch gekauft… und natürlich hat er diesen Blog ins Leben gerufen. Er bindet seine Vorfächer selbst, er probiert und studiert alles Mögliche aus und, was ich ohne Neid zugebe, ist damit auch wirklich erfolgreich. Schließlich hat er schon mehr Fische (und Krabben) gefangen als ich. Und das ist cool. Echt jetzt!

Ich dagegen schnappe mir mein Angelzeug und wir fahren ans Wasser. Marco der schon am Vorabend alles fertig gemacht hat, ist folglich auch derjenige, der am Wasser als erstes fertig ist und angelt. Ich dagegen bastel mir mein Zeug so zusammen wie ich denke (!), dass es passen könnte und fange an. Damit treibe ich ihn regelmäßig in den Wahnsinn. Erst recht, wenn ich nicht alles dabei habe und mit “hast du Mal” oder “ich brauch mal kurz” seine penibel aufgeräumte Angeltasche durchwühle. Aber hey, es klappt. Und warum nimmt man denn seinen Partner mit ans Wasser?
Aber auch ich habe Angelerfolge zu vermelden. Vielleicht liegt es an meiner Gemütsruhe, die sich auf die Fische überträgt, oder der Tatsache, dass ich mich über jeden Fisch freue und folglich erstmal den Uferbereich nach kleinen Barschen absuche, aber in über 80% der Fälle geht der erste Fisch auf mein Konto.
Und während Marco hauptsächlich den kapitalen Räubern nachstellt bin ich begeisterte Posenanglerin. Das brachte mir auch das riesige Rotauge, dem Marco wohl noch eine Weile hinterherangeln wird, Vorbereitung hin oder her.
Meine Theorie ist allerdings folgende: Bei schönem Wetter, fängt man besser!

Faul zum Fisch

Es gibt Situationen, die eignen sich besser zum Angeln, als andere.
Besuch der Schwiegereltern könnte man in eine dieser Kategorien einordnen.
Auch wenn das Wetter extrem windig war, konnte ich mit folgender Methode punkten:

  • Vom Buhnenkopf aus wirft man den Wobbler in den Hauptstrom
  • Jetzt begrenzt nur noch die Schnurlänge den Weg den man den Wobbler abtreiben lässt
  • Nun kann man den Wobbler langsam einleiern

Die Strömung im Rhein ist stark genug um den Wobbler auf Tiefe zu halten. So kann man den Köder extrem langsam von einer Buhne zur Nächsten führen.
Ob’s funktioniert? Nun, wir freuen uns auch über Schniepel, aber seht selbst:

 

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