“Nur weil wir es schon immer so gemacht haben, heißt das nicht,
dass es nicht unglaublich dämlich ist!”
Diese Definition von Tradition dürfte einigen in den Sinn kommen, wenn André und ich unser traditionelles Weihnachtsangeln begehen.
Mit Zelt und Outdoor-Gasheizung bewaffnet ging es diesmal in Andrés unterfränkische Heimat in der Nähe von Miltenberg.
Beangeln wollten wir den “Mee”, also den Main, wie er hochdeutsch genannt wird. Anfangs war ich skeptisch, da Andrés Hotspot-Versprechen in der Vergangenheit, nun sagen wir, Luft nach oben hatten.
Vor der Kür stand erst einmal die Pflicht: Angelscheine besorgen, Köderkauf, Stelle finden. Besonders der Kauf der Wochenkarte lieferte tiefe Einblicke in die unterfränkische Seele.
Hubert führt dort den wohl kleinsten Angelladen den ich bisher gesehen habe. Mit Gottvertrauen in seine Mitmenschen steht der Kühlschrank mit Lebendködern neben einer Betonmischmaschine im Hof vor seinem Laden. Eine Preisliste und die freundliche Bitte das Geld doch in den Briefkasten darüber zu werfen lassen ahnen, dass die Uhren hier etwas anders ticken.
Da wir Hubert nicht finden konnten half uns die Telefonnummer am Eingang weiter. Zum Glück hatte ich André als Sprachmittler dabei. Hubert war zwar erreichbar aber gerade noch beim Arzt, wie er uns freizügig mitteilte. Eine Spritze habe er auch bekommen. Wir könnten also in Ruhe einkaufen, in einer halben Stunde wäre er da…
War er dann auch. Gewappnet mit allem Nötigen konnten wir also ans Wasser. Die ersten Würfe mit der Spinnrute brachten André schnell den ersten Döbel.
Motiviert bauten wir schnell unser Lager auf.
Die Nacht war traditionell lausig. Regnerisch und stürmisch und vor allem: ohne Fisch!
Dafür entschädigte der kommende Vormittag mit tollen Wetter und gierigen Döbeln.