Rutenkauf

Eine angelnde Freundin zu haben, hat gewisse Vorteile…. behaupten zumindest andere Angler, die mir neidisch zunicken bevor sie nach Hause müssen um sich bohrenden Fragen über die Rechnung aus dem Angelladen zu stellen.
Ich muss jedoch unumwunden zugeben, dass Weihnachten viel von seinem Schrecken verloren hat, seit es das Fallback-Präsent aus dem Fachhandel gibt.

Daher sah ich im Jahr 2012 dem kommenden Weihnachtsfest sehr relaxed entgegen, schliesslich hatten wir gerade erst den Angelschein gemacht und es galt, sich für die erste Saison zu rüsten.

Ich hätte es besser wissen müssen….

… schließlich wäre Andrea nicht meine Andrea wenn sie nicht ihren eigenen Kopf hätte.
Eine rote Rute sollte es werden. Und natürlich eine rote Rolle. Rote Schnur selbstverständlich. Köder? Ratet mal…

Ok, meine Rote Baroness sollte bekommen was sie möchte. Ausserdem waren wir 2 Wochen vor Weihnachten schon in Dresden. Internetrecherche sei Dank wusste ich auch schon von mehreren großen Geschäften mit gefüllten Regalen. Wie schwer konnte das schon werden?

Wusstet ihr wie viele Rottöne es gibt?
Abgesehen davon, dass es nur zwei Sorten roter Ruten gibt: Billigschrott aus Fernost oder eben die Premiumeditionen namhafter Hersteller… mit Premiumpreisen.

An diesem Punkt war mir klar, dass langsam Abstriche an die Romantik gemacht werden mussten: Andrea musste sich ihr Weihnachtsgeschenk selber aussuchen. Wie viele Kilometer ich an diesem Tag in einem einzigen Angelladen gelaufen bin möchte ich gar nicht wissen. Angelläden werden üblicherweise von eher männlichem Publikum besucht. Folglich sucht man dort vergeblich nach der Männerecke neben dem Kinderparadies, wo handtaschenhaltende Gatten geparkt werden können, wie in Schuh- & Modeboutiquen.

Es wurde also Rute um Rute in die Hand genommen, auf Farbwert, Feeling, Kombinationsfähigkeit mit Rolle, Hut und Pullover getestet. Kam dann eine in die engere Auswahl musste leider festgestellt werden, dass es sich um eine Bootsrute, eine Stipprute, eine 8m lange Brandungsrute oder einen Besenstiel handelte.
Irgendwann fand der Besitzer in seinem Fundus eine Rute die den strengen Designrichtlinien von Andrea gefiel, in Form, Farbe und Abmessung ihren Wünschen entsprach und schon mal neben der Kasse platziert wurde.

Weiter zur Rolle: mittlere Stationärrolle, leise, leichtgängig und … ROT!
Wir befanden uns also wieder am Scheideweg der Qualitätssicherung: rote Rollen, die in einer Hinterhofwerkstatt in Bangladesch zusammengezimmert wurden, zusammen mit gefälschten iPhones und illegalen Abtreibungen, oder im Preissegment von Börsenspekulationen oder italiensichen Sportwagen?

Bald(?) hatten wir auch eine Rolle in der engeren Auswahl. Irgendwann muss mein Körper ein Protein freigesetzt haben, welches das Zeitgefühl hemmt.
Ob wir 2 oder 4 Stunden da waren, es draußen hell oder dunkel ist, ob Weihnachten schon vorbei ist oder noch kommt, ich wahr ahnungslos. Aber zuversichtlich. Bis Andrea auf dem Weg zur Kasse noch einmal Rute und Rolle verglich und konstatierte: Falsches Rot!

GOTT! WARUM HAST DU MICH VERLASSEN!?!  

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert