Da geht no öbbes am Mee

“Nur weil wir es schon immer so gemacht haben, heißt das nicht,
dass es nicht unglaublich dämlich ist!”

Diese Definition von Tradition dürfte einigen in den Sinn kommen, wenn André und ich unser traditionelles Weihnachtsangeln begehen.
Mit Zelt und Outdoor-Gasheizung bewaffnet ging es diesmal in Andrés unterfränkische Heimat in der Nähe von Miltenberg.
Beangeln wollten wir den “Mee”, also den Main, wie er hochdeutsch genannt wird.  Anfangs war ich skeptisch, da Andrés Hotspot-Versprechen in der Vergangenheit, nun sagen wir, Luft nach oben hatten.

Vor der Kür stand erst einmal die Pflicht: Angelscheine besorgen, Köderkauf, Stelle finden. Besonders der Kauf der Wochenkarte lieferte tiefe Einblicke in die unterfränkische Seele.

 

Hubert führt dort den wohl kleinsten Angelladen den ich bisher gesehen habe. Mit Gottvertrauen in seine Mitmenschen steht der Kühlschrank mit Lebendködern neben einer Betonmischmaschine im Hof vor seinem Laden. Eine Preisliste und die freundliche Bitte das Geld doch in den Briefkasten darüber zu werfen lassen ahnen, dass die Uhren hier etwas anders ticken.
Da wir Hubert nicht finden konnten half uns die Telefonnummer am Eingang weiter. Zum Glück hatte ich André als Sprachmittler dabei. Hubert war zwar erreichbar aber gerade noch beim Arzt, wie er uns freizügig mitteilte. Eine Spritze habe er auch bekommen. Wir könnten also in Ruhe einkaufen, in einer halben Stunde wäre er da…

War er dann auch. Gewappnet mit allem Nötigen konnten wir also ans Wasser. Die ersten Würfe mit der Spinnrute brachten André schnell den ersten Döbel.
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Motiviert bauten wir schnell unser Lager auf.

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Irgendwo laufen jetzt gerade Leute durch die Stadt und kaufen Weihnachtsgeschenke

Die Nacht war traditionell lausig. Regnerisch und stürmisch und vor allem: ohne Fisch!
Dafür entschädigte der kommende Vormittag mit tollen Wetter und gierigen Döbeln.

 

Aussehen ist Nebensache

Aber es schadet auch nicht richtig geil auszusehen!

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Style… hat man oder eben nicht

Theo! Wir fahrn’ nach Porz

     Wer geht mit mir angeln?

     Ich bin 11 Jahre alt und suche jemanden der mit mir angeln geht.
     Ich habe den Jugendfischereischein und suche eine Begleitpersohn.

     Einfach melden per email oder whattsapp

 

Ja Leute, was würdet ihr denn machen wenn ihr am Nikolaustag diese Anzeige bei den Kleinanzeigen entdeckt?

Wer fängt, hat Recht hat jetzt  also einen Gastangler. Theo ist 11 Jahre alt und unglaublich motiviert . Da er mit dem Jugendfischereischein immer eine Begleitperson braucht, aber leider niemanden kennt, haben wir die Nachwuchsförderung mal in bzw. an die Hand genommen.

Hat auch super funktioniert, oder was sagt ihr zu dieser 71er Barbe?

 

 

Älter werden lohnt sich manchmal

Vor allem wenn man eine so begabte Frau hat, die die Geschenke selber macht.

Stilecht...
Stilecht
... und kreativ
… und kreativ!

Streetfishing Augsburg

Ein Sprichwort sagt: „Hätt’ ich Venedigs Macht und Augsburger Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G’schütz und Ulmer Geld, so wär’ ich der Reichste in der Welt.“

Oder wie Andrea, als Augsburger Insiderin im Exil, nicht müde wird zu betonen:

“München ist toll! Wenn man in Augsburg wohnt.”

Ich war mal wieder beruflich in Augsburg und habe die Zeit genutzt um meine Köder auch einmal in bayrisches Wasser zu tauchen.
Das Ergebnis möchte ich Euch nicht vorenthalten. Mit dem anschließenden Cityguide sollte auch ein Kurzaufenthalt im schwäbischen Regierungssitz für krumme Ruten sorgen.

Augsburger Meinung
Der Meinung sind wir auch

Beangelbare Gewässer sind in Augsburg in Hülle und Fülle vorhanden.
Augsburg liegt an den Flüssen Lech, Wertach und Singold. Zusätzlich wird es von jeder Menge Kanäle und Bäche durchzogen, was mich als Kurzbesucher vor die Qual der Wahl stellte. Luxusproblem.
Weitergeholfen hat der Angelspezi in Augsburg. Werner, der Inhaber, vertreibt dort ein sehr umfangreiches Sortiment, zugeschnitten auf jede denkbare Süßwasserangelmethode. Darüber hinaus bekommt ihr dort auch die Tageskarten für rund 80 (!) Gewässer.
Nach eingehender Beratung, bei der Werner sich sogar die Zeit nahm,  mir die Gewässer bei Google Maps zu zeigen und mich auf besondere Spots hinzuweisen, viel meine Wahl dann auf die Lechkanäle[pdf], speziell auf den Proviantbach.

Lieber Werner, vielen Dank!

Das Gewässer

Der Proviantbach entsteht, zusammen mit dem Hanreibach, aus der Gabelung des Herrenbachs im Augsburger Textilviertel.
Von den ca. 10 km Fließstrecke, die mit der Gastkarte beangelbar sind, entfallen rund 4,5 km auf den Proviantbach. Der erhielt seinen Namen irgendwann zur fuggerschen Zeit, als der Kanal genutzt wurde um Handelsgüter auf Flößen zum Proviantamt zu befördern.
Der Proviantbach ist bis zu 6 m breit und streckenweise etwa 2 m tief. Er verläuft parallel zum Lech und der Berliner Allee. Unterbrochen wird er mehrfach von Staustufen. Diese wirken sich teilweise erheblich auf Wasserstand und Strömungsgeschwindig aus.
Etwa 1 km vor dem Wasserkraftwerk auf der Wolfzahnau vereinigen sich die Gewässer wieder und münden dann, nach der Verstromung, wieder in den Lech.
Lechkanal
Das Wasser der Lechkanäle ist kalt und klar. Wer eine Polbrille sein Eigen nennt, kann einen guten Blick auf den 2 m tiefen Gewässergrund werfen.
Die innerstädtischen Kanäle sind begradigt, was zu einer immensen Fließgeschwindigkeit führt. Im Fall des Proviantbaches bedeutet das, man sollte auf einen festen Stand  achten, bevor man einen Kescher ins Wasser hält. Das Baden ist dort zwar erlaubt, aber man muss ja nicht unbedingt in vollem Equipment und einer schwungvollen Pirouette die übrigen Passanten amüsieren.

Besagte Passanten sind natürlich nicht umsonst vor Ort. Denn bei aller Versuchung den Blick starr auf den Kanal zu richten, lohnt dennoch ein Blick in die Umgebung. Augsburg ist eine wunderschöne Stadt und unsere Angelstrecke führt uns direkt durch die malerische Geschichte der Fuggerstadt :
Vom Textilviertel in dem die Weber und Färber seit den 1700er Jahren ihr Tagewerk verrichteten, vorbei an den beeindruckenden Bauwerken des Alten Schlachthofs, wie die ehemalige Großviehmarkthalle, bis in die Wolfzahnau, ein Landschaftsschutzgebiet im Norden von Augsburg.

Eine Kamera ist also nicht nur für Fangfotos zu empfehlen.

Die Hotspots

Begradigte Gewässer haben fast immer das gleiche Problem: einen eklatanten Mangel an Struktur. Die Lechkanäle bilden da keine Ausnahme.
Der Proviantbach fließt reißend über kiesigen Grund, eingeschlossen zwischen spiegelglatten Betonwänden.
Der Vorteil daran ist, dass man die Hot Spots schon aus 100 m Entfernung erkennt.
In der Regel sind das die zahlreichen Brücken und Stauwehre.

Immer wieder säumen auch Büsche und große Linden das Wasser. Diese hängen zum Teil so weit über das Wasser, dass sie große Schatten werfen.
Das Baden in den Kanälen ist expliziet erlaubt. Für die Badenden sind etwa alle 30 Meter massive Stahlleitern an den Betonwänden angebracht. Hier verwirbelt sich das schnell fließende Wasser, und in diesen Wirbeln konnte ich mehr als einen Salmoniden beobachten.

Die Köder und Methoden

Normalerweise gebe ich wenig auf die Tackle-Einkaufslisten der gesponserten Kollegen. Da wir aber nicht gesponsert werden und das Augsburger Gewässer doch recht spezielle Anforderungen stellt, möchte ich hier kurz einige Empfehlungen geben.
Sollte sich jemand zu einem Streetfishingtrip in Augsburg aufmachen werden ihm die folgenden Tips vielleicht meinen Frust ersparen.

  • eine straffe Rute von ca. 2,70 m Länge – in der starken Strömung ist ein kräftiges Rückgrat unabdingbar. Mit einer kürzeren Rute wird es an vielen Stellen schwierig die Köder in flachem Winkel zu führen. Erhöht man den Winkel werden die Köder durch den starken Wasserdruck schnell zur Oberfläche getrieben.
  • eine Polbrille – bei dem klaren Wasser steht nur die Spiegelung des schnellen Wassers einem Blick auf den Gewässergrund im Weg. Auf diesen Vorteil zu verzichten wäre pure Sünde.
  • einen Wobbler wie den SPRO Ikiru Shad 70SL SP im Design “Wakasagi” – mit den Ködern habe ich lange gehadert. Beim Namen Proviantbach bin ich von einem kleineren und ruhigeren Gewässertyp ausgegangen.
    Somit waren meine Köder fast alle zu leicht. Einige wenige Ausnahmen hatte ich zwar dabei, die waren allerdings so groß, dass ich nicht davon ausgehen konnte einen Bewohner des Kanals damit zum Landgang zu bewegen.

Mit dem Ikaru Shad hatte ich jedoch endlich den passenden Köder für das Gewässer gefunden. Das Wasser floß schnell genug um den Köder auch ohne Rutenaktion in Bewegung zu halten.
So konnte ich den Wobbler langsam unter jede Brücke treiben lassen. Die Bisse kamen dabei am häufigsten auf der flussabwärtigen Seite der Brücke an der Schattenkante.

 

Die Fänge

Wuuuuhuuuuuuu! Leute! Sowas habe ich noch nicht erlebt!
Ich habe nach 15 Forellen aufgehört zu zählen, zum Schluss dürften es etwa 25 – 30 Fische gewesen sein.
Diese Situation wird dem ein oder anderen vielleicht schon vom Forellenpuff bekannt sein, aber Kollegen und Koleginnen ich sage euch: Kein Vergleich!

Ich habe noch nie so kampfstarke Fische erlebt. Jede 40er Forelle lieferte einen Kampf über mehrere Minuten. Die 50er Forellen bogen meine Rute soweit durch, dass ich anfing an der Reißfestigkeit meiner 0,15er Geflechtschnur zu zweifeln.
Dann biss eine Forelle von 65 cm. Jetzt war ich nicht mehr sicher ob ich Jäger oder Gajagter war.
Bayern ist bekannt für seine Salmonidengewässer. Der Lech bildet da offensichtlich keine Ausnahme. Bis auf 2 Barben konnte ich keine weiteren Fischarten ausmachen.
Die Forellen waren jedoch zahlreich, kapital und unglaublich kampfstark. Das Verhältnis von Regenbogen- zu Bachforellen war etwa 4:1 .

Das die Forellen ohne große Scheu auf einen 7 cm Wobbler am Stahlvorfach gebissen haben hat mich überrascht. Ich bin wahrscheinlich nicht der Einzige, der beim Forellenangeln zuerst an Powerbait und Spirolinomontagen und Tremarellaruten denkt. Nach dieser Erfahrung werde ich meine Einstellung zu Forellen noch einmal überdenken müssen.
Bemerkenswert ist, dass trotz harter Attacken auf den Hardbait, die Fische ausnahmslos am letzten Drilling gehakt waren. Sollte es also jemand mit einem Gummifisch versuchen wollen, ist neben einem schweren Jigkopf auch ein Stinger zu empfehlen.

Meine Wanderung war ein wirklich einmaliges Erlebnis. Ich kann nur jedem dringend empfehlen sich diese Stadt und die gesamte Region auf die Liste der möglichen Reiseziele zu setzen. Für mich steht jedenfalls fest, dass es nicht der letzte Besuch hier war. Und nächstes mal werde ich bestimmt nicht alleine kommen.

Angeltrip nach Weener – Wechselbäder

Nach der schmachvollen Episode mit dem Esox lucius machte ich mich erst mal daran unseren Angelplatz aufzubauen.  Dabei hatte ich Gelegenheit leise vor mich hin zu schimpfen, die ganze Welt und das Leben zu verfluchen und mir alle möglichen Gründe zusammenzuspinnen, warum das Debakel die Schuld von jemand anders sein musste.
Die Tatsache, das André seit 20 Minuten in seinem Angelstuhl lag und Tränen lachte trug nicht unbedingt zur Deeskalation bei.
Natürlich war nur einer Schuld an dieser verpassten Gelegenheit, und das war ich selbst.
Ich hatte in meiner Eile möglichst schnell ans Wasser zu kommen meinen Kecher am Auto stehen lassen. Diese Erkenntnis wollte mein verletztes Ego aber nur langsam akzeptieren.

Um so intensiver widmete ich mich fortan meinem eigentlichen Projekt. Zwischen Andrea und mir besteht nämlich ein kleines Abkommen. Wie das genau aussieht, das wird euch Andrea vielleicht verraten. Fragt sie doch einfach mal.
Kernstück dieses Deals ist jedenfalls der Fang eines Karpfens. Vielen passionierten Karpfenanglern wird die Problematik daran nicht ganz klar sein, mich stellte das Ganze aber schon seit über einem Jahr auf eine harte Geduldsprobe. Entweder war kein passendes Gewässer in der Nähe, oder die Ansitze waren zu kurz um verwertbare Ergebnisse zu liefern.
Kurzum: dieser Angelurlaub sollte es richten! Erfolgversprechende Stellen waren schnell identifiziert. Also nur noch anfüttern und warten, so verspricht es die einschlägige Literatur. FatalerWeise ist die Alphabetisierung der Karpfen noch nicht soweit fortgeschritten. Ich möchte sogar so weit gehen zu behaupten, dass es mit der Lesekompetenz von Karpfen noch schlechter bestellt ist als unter einigen Pygmäenstämmen im Brasilianischen Urwald.
Immer wieder konnte ich einige Rüssler über meinen favorisierten Futterplatz ziehen sehen, ohne dass sie sich intensiver mit dem reich gedeckten Gabentisch beschäftigt hätten.
Aber so ist das mit dem Fallen stellen. Man brauch Geduld. Und hey, in dieser Location kann man sich doch wirklich mal eine Runde warten. Egal auf was.

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Morgens um 6:00 riß mich dann der Bissanzeiger aus dem Schlaf. Kennt ihr den Moment, wenn alle Zweifel an Köder, Montage und Tackle beseitigt sind? Die Erkenntnis, dass es funktioniert und euer Plan bestätigt wird?

Ich nicht.

Meine Karpfenangelei würde ich als modern-minimalistisch beschreiben. Ohne Rod-Pod, Futterboote, Echolot etc. Nicht mal teure Ruten. Ich angle mit ca. 50 Jahre alten Ruten der Firma Shakespeare, aus der Ära kurz nach der Erfindung des Howald-Prozesses. Ich vertraue diesen Ruten absolut, ebenso meiner  Camou Karpfenschnur von Carp Expert.
Mit meinen Montagen sieht es teilweise etwas anders aus. Selbstgebundene Vorfächer haben ihre Tücken, vor allem wenn man mangels Erfahrung keine Vergleichswerte hat.
Passt die Köderpräsentation? Richtige Hakengröße? Liegt der Haken frei? Wie sieht es mit der Scheuchwirkung aus?
Diese Fragen stelle ich mir immer. Auch wenn die Montage schon ausgelegt ist.
Um so überraschter bin ich jedes Mal, wenn plötzlich doch einer anbeißt. So wie um 6:00 Uhr morgens an einem einsamen Sieltief im ostfriesischen Umland.

Von meinen drei Angelstellen hatte sich mein Objekt der Begierde natürlich diejenige ausgesucht, die direkt neben einem Gebüsch lag. Die Äste wuchsen dort nicht nur über sondern auch ins Wasser. Das Erste was meine schlaftrunkenen Augen an diesem Morgen wahrnahmen, war eine straff gespannte Schnur die direkt in dieses Gebüsch führte und sich dort verfing. Der Fisch war an diesem Morgen erst mal entkommen…

Genau so wie am Nächsten. Wieder pünktlich um 6:00 Uhr schnappte sich der Rüssler meinen Köder und zog ihn in das Unterwassergehölz.
Jeder Morgen begann für mich mit einem unangenehm frischen Bad in der torfroten Brühe, um meine Montage aus dem versunkenen Geäst zu befreien.
Es wurde damit quasi zu unserem Frühstücksritual, dass Andrea mich, während der Kaffee kochte, mit einer Flasche nicht weniger kalten Wassers vom Torf, Dreck und Schlamm befreite.

WP_20150811_06_29_29_censoredAndré, seineszeichens bestmöglicher Angelkumpan und Salz-in-Wunden-Streuer in Personalunion, ließ es sich nicht nehmen meine Schmach für die Nachwelt zu dokumentieren.

Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, das Ganze ging spurlos an mir vorüber. Das 6:00 Uhr-Muster war mir natürlich aufgefallen. Dem Gesetz der Serie folgend blieben damit nur folgende Optionen: um 6:00 Uhr unseres Abreisetages würde ich entweder als Karpfenangler mein Frühstück zu mir nehmen, oder aber, und diese Möglichkeit verursachte mir langsam Bauchschmerzen, ich käme in zweifelhaften Genuss eines weiteren Torfbades samt Andreas Duschbehandlung. Danach stünde mir eine 3-stündige Autofahrt bevor, während der ich mir das Hirn zermartern und an der sinnhaftigkeit meines Hobbys zweifeln würde.
Je näher der Abend rückte um so Nervöser wurde ich. Würde das Wetter halten, respektive der Luftdruck? Würde der Karpfen wieder beißen oder bestand die Möglichkeit, dass er aus dem bisher erlittenen Schaden gelernt hatte? Den gleichen Köder also nochmal verwenden oder besser wechseln?
So durchlitt ich ein Wechselbad aus Verzweiflung und Zuversicht. Um nicht zu spät an der Rute anzukommen baute ich, während Andrea und André den Schlaf der Glückseeligen schliefen, Angelstuhl und Campingkocher direkt neben meinen Ruten auf. Gegen 3 Uhr strich ich jedoch die Segel, ich war hundemüde, die Augen fielen mir zu und mein Rücken tat weh. Also legte ich mich zu Andrea ins Zelt, in den offenen Schlafsack. Das Zelt ließ ich offen und alles notwendige lag griffbereit neben mir. Den Wecker hatte ich vorsorglich auf 5:40 Uhr gestellt.
Als dieser mich aus dem Schlaf zurück in die Realität holte wagte ich es nicht mich zu rühren. Der Kaffeekonsum der Nacht machte sich deutlich bemerkbar, aber bei dem Gedanken ich könnte den Karpfen knappe 3 m vom Ufer entfernt aufschrecken wurde ich schreckensstarr.
Ich lag also dort und lauschte. 6:00 … 6:10… 6:15… 6:25… um 6:45 Uhr ließ ich alle Hoffnung fahren, dreht mich um schlief augenblicklich ein.
Um 7:00 Uhr war er dann da. Ohne warnendes kurzes Piepen am Bissanzeiger. Direkt kreischender Alarm. Full run. Auf dem Weg aus dem Zelt verhedderte ich mich in meinem Schlafsack. Bis ich aus dem Zelt herauspurzelte war ich schon 2 mal gestürzt und auch die letzten 2 m zur Rute kroch ich in Raupenmanier. Das Ganze kam mir wie eine Ewigkeit vor. Um so überraschter war ich, als ich beim Anschlag tatsächlich Aktion am Ende der Leine spürte.
Da ich am Vorabend meine Bremsen wesentlich straffer eingestellt und die Ruten gesichert hatte, war der Karpfen in seinem Ausfall offensichtlich soweit gebremst worden, dass er seine Flucht in ein Seerosenfeld direkt am Ufer umgelenkt hatte. Ich hatte also einen tobenden Karpfen in voller Panik direkt vor meinen Füßen, ohne die Chance ihn im Freiwasser auszudrillen bis er müde war.
Lange Rede, kurzer Sinn: ich wurde wieder nass. Mit Kecher, dafür ohne Hose durch Brennesselfelder zu rennen erschien mir zu diesem Zeitpunkt als bessere Alternative als den Fisch zu verlieren. Bereut habe ich die Entscheidung auch später nicht.

Ich denke meinem fassungslosen Gesichtsausdruck kann man entnehmen, dass es noch eine Weile dauerte bis ich realisiert hatte welches Ende unser Angelausflug genommen hat.
Mein Freund der Karpfen schwimmt natürlich wieder. Das wohlige Erfolgsgefühl und die weichen Knie hielten noch den gesamte Vormittag an. Und langsam aber sicher reifte in mir das Verständnis, warum es Karpfenangler so exklusiv auf diese Spezies abgesehen haben.

Angeltrip nach Weener – Der Hecht und ich

Stellt euch mal vor, ihr müsstet wegen eures Jobs die Stadt wechseln. Ihr fliegt zwischen Bonn und Berlin hin und her, eure alte Wohnung ist gekündigt, die Neue wartet darauf gestrichen zu werden. Und so wandelt ihr zwischen Türmen aus Umzugskartons und fragt euch, was noch getan werden muss, beziehungsweise was ihr vergessen habt.

Was liegt in einer solchen Situation näher als ein Angelurlaub? Genau, nichts.

Und da wir davon ausgehen mussten, dass es der letzte gemeinsame Urlaub für dieses Jahr sein würde, wurde kurzerhand das Auto gepackt. Da wir gleich 4 Tage am Wasser sein wollten, ohne Hotel oder jedwegen anderen Luxus, wurde Andrés Auto gleich auch noch voll gemacht. André musste ja sowieso mit, hatte ich ihm doch schon seit Wochen den Mund wässrig gemacht, indem ich die Vorzüge des ostfriesischen Angelreviers betonte.

Die Angelgewässer des ASV Rheiderland e.V. können sich nämlich wirklich sehen lassen.
Schon die Web-Präsenz macht Freude, dort ist die Gewässerkarte mit Hilfe von Google Maps umgesetzt worden. Der interessierte Gastangler kann sich so in aller Ruhe per Karten- oder Satellitenansicht die markierten Gewässer genauer ansehen und Angelpläne schmieden.
Selbstverständlich hatten André und ich davon in den letzten Tagen ausreichend Gebrauch gemacht mit dem einzig möglichen Ergebnis:

Wir sind juckig! Wir wollen ans Wasser!

Gegen 9 Uhr setzten wir uns also in die vollgestopften Autos und reihten uns in diverse Staus um Köln herum ein. Mit dem Ergebnis, dass bei unserer Ankunft bereits die meisten der Ausgabestellen für Gastkarten geschlossen hatten.  Mit leichtem Schweißfilm auf der Stirn fanden wir aber noch den “Holz und Bau Hobbymarkt” in Weener der in seiner sehr beachtlichen Angelabteilung unsere begehrten Dokumente bereitliegen hatte.

Von dort aus war es auch nur noch ein Katzensprung bis zu der von uns auserkorenen Stelle. Und unser Spot war perfekt. Nach dem eintönigen Sieltief verbreiterte sich die stelle auf gute 40 m. Zwei kleine Einläufe, ein Bootsanlegesteg und überhängende Bäume.
Es roch hier quasi nach Fisch!
Um so eiliger hatte ich es jetzt unser Lager für die kommenden Tage aufzubauen. Schließlich wollte ich nicht erst in der Abenddämmerung anfangen und kostbare Zeit in der heißesten Beißzeit verschwenden.
Andrea hat dafür aber gar keine Aufmerksamkeit übrig. Offensichtlich hatte ihr sechster Sinn angeschlagen, denn wie ferngesteuert schnappte sie sich ihre Shimano und ging zielstrebig aufs Wasser zu. André und ich kamen nicht einmal dazu die erste Gepäckladung abzusetzen als wir von Andrea schon ein halb freudiges, halb erstauntes “Fisch!”hörten. Während wir uns noch mit offenem Mund anstarrten zog die Dame meines Herzens einen wunderschönen Hecht an Land.
WP_20150808_16_08_49_ProNatürlich gab es jetzt kein halten mehr. In Windeseile wurde das Zelt aufgebaut, den Rest konnte man auch später noch aus dem Auto holen.
Mit Spinnrute und Köderbox wurde Strecke gemacht. Weit kam ich allerdins nicht, denn schon 50 m weiter knallte mir plötzlich etwas heftig in die Schnur. Der Puls rauschte sofort in den Ohren, denn die langsamen aber gewaltigen Schläge machten überaus deutlich, dass ich da etwas am anderen Ende der Nahrungskette sehr, sehr böse gemacht hatte.
Ich brauchte eine Weile um den Brocken heran zu drillen. Andrea hatte natürlich mitbekommen, dass ich dort zu kämpfen hatte und leistete mir moralischen Beistand.
Als er dann in Sicht kam traute ich meinen Augen kaum. Da war der Meterhecht! Wenn das ausreichte. Durch sein stetiges winden konnte ich die Größe nicht wirklich sehen, wohl aber den Kopf in Kleinkind-Größe.
Leider wurde mir in der Sekunde auch bewusst, dass eine Landung nur dann gelingen konnte wenn ich zu dem Gesellen ins Wasser steigen würde.
Ich war schon aus den Schuhen heraus, als mir aufging, dass ich mein neues Handy noch in der Tasche hatte. Aus leidvoller Erfahrung wollte ich nicht riskieren schon wieder ein neuwertiges und sündhaft teures Gerät im Angelwasser zu ersäufen.
Mein adrenalinvernebeltes Gehirn schaffte wohl noch eine syntaktisch wertlose Äußerung in Richtung Andrea, welche ungefähr so geklungen haben muss:

Andrea! Hilfe! Da! Hose, Hose, Hose!

Im Nachhinein hätte die Anweisung vielleicht etwas präziser sein können, das gebe ich zu.
Andreas Reaktion, mit Sicherheit der Aufregung geschuldet, war es  in diesem Moment, mit beherztem Griff an meine Hosenbeine und einem kräftigen Ruck…

… mir die Hose, samt Boxershorts, bis zu den Knien herunter zu ziehen!

Da stand ich nun, mit freischwingendem Ihrwisstschonwas, eine kühle Brise wehte mir um den blanken Allerwertesten und einem Gesichtsausdruck für den ich Gott danke ihn nicht gesehen zu haben.
Meister Esox ließ sich an dieser Stelle nicht zweimal bitten, drehte sich einmal um die eigene Achse, hebelte damit meinen Spinner aus dem mächtigen Kiefer und verschwand im torfroten Wasser.
Mit großen Augen sah ich Andrea an. Dann zog ich meine Hose wieder hoch. Dann ging ich. Weg. Weit weg.

 

Wir haben es halt drauf

Gewitter und andere Freuden des Angelns…

Nachtangeln… Ich liebe es. Kein Bad, keine Toilette, keine Küche, kein warmes Wasser. Viehzeug, das einen zersticht und überall hinkriecht… es ist ein Traum….
Ein Albtraum!

Umso begeisterter bin ich immer wieder, wenn Marco ankommt und fragt ob ich mitkommen möchte. Ich könnte natürlich immer wieder Nein sagen und ihn aufs nächste Mal vertrösten (was ich auch schon getan habe),  aber dann würde ich so viele Dinge verpassen was mir im Nachhinein vorgehalten würde. Und das will ich selbstverständlich nicht auf mir sitzen lassen.

Vor kurzem war es wieder soweit… Marco und André wollten nachtangeln gehen.
Es war diesen Sommer bei beschaulichen 35 Grad im Schatten. Da ich nicht zu den Glücklichen gehöre, welche Freitags schon gegen Mittag Feierabend haben, musste ich
meine Zeit bis 18:00 Uhr noch absitzen, bevor ich mich zu den beiden gesellen konnte, die mit Bierchen am und im Rhein das Wetter genossen.
In den Nachrichten wurde schon seit Tagen auf das bevorstehende Gewitter hingewiesen, aber hey, was nimmt man nicht alles auf sich um einen Fisch an die Angel zu bekommen… jedenfalls Marco und André, ich brauche da immer eine etwas längere Aufwärmphase.

Als wir dann endlich zu dritt am Wasser waren und fauheits- und wärmebedingt die Angeln “nur” auf Grund ablegten konnte das Nachangeln beginnen.

Auf einmal ging mein Bissanzeiger los und ich lief zu meiner Angel und nach dem ersten Gedanke „Bloß ein Hänger“ war ein Zander dran… nicht groß aber “Hey, mein Zander! Geilo!”

In der folgenden Zeit folgte dann folgender Dialog:

Ich: “Schatz, da hinten hat es gedonnert”
Marco: “Das kommt nicht zu uns.”

5 Minuten später

Ich: “Marco, es hat geblitzt”
Marco: “Mach dir nicht ins Höschen, das kommt nicht zu uns”

5 Minuten später

Ich: “Schatz, da kommt ‘ne riesige schwarze Wolke zu uns.”
Marco: “Quatsch, die zieht an uns vorbei.”

5 Minuten später

Marco und ich sitzen in unserem Zelt nachdem es nun doch angefangen
hat zu regnen. André, der Naturbursche, macht es sich trotz allem in seinem wasserdichten Schlafsack gemütlich.

2 Minuten später

André kratzt an unserem Zelt und erbittete Zuflucht

Also lagen wir drei in unserem Zelt und „genossen“ (die beiden Jungs mehr als ich) das Schauspiel welches über uns hinwegzog. Alter Falter sowas habe ich noch nicht
erlebt: Blitze im Sekundentakt, so hell, dass man fast erblindete und Donner so
laut, dass man kein Wort mehr verstehen konnte. In Gedanken schrieb ich schon mein
Testament.

Das dauerte ein bis zwei Stunden und danach wurde es ruhiger. Leider nicht
nur meteorologisch, sondern auch bei unseren Bissanzeigern.

Erst am kommenden Morgen ging es dann los. Als ich, wie üblich, später wach wurde als die beiden Jungs, prosteten die sich schon zu. Grund war Andrés riesige gelandete Barbe.
Mann, was für ein schönes Tier. Danach hatte ich meinen ersten Aal am Haken. Mein Gott, sind die Tierchen schleimig. Aber lecker…

André und ich haben an diesem Morgen noch 5 Rotaugen gefangen, die in jeder Angelzeitschrift unter den Top 5 der größten Fische der Gattung Platz genommen hätten.

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Und Marco? Marco hatte einen Barsch. Nachdem er André und mir immer geholfen hat
und uns gezeigt hat, wie wir was am Besten machen sollten, hatte er leider „nur“
einen Barsch. Aber Marco wäre nicht Marco, wenn er sich nicht trotz Allem über
den Fang dieser Nacht gefreut hätte.
Denn sehen wir es so…
wäre er nicht, hätten wir mit Sicherheit nicht diese Fische gefangen und somit
kann er sich den Angelerfolg auch auf seine Liste schreiben.

Veni, vidi, cepi

Dem geneigten Lateiner wird die singuläre Wortwahl dieser Lakonie aufstoßen, denn in Wirklichkeit war unser Fangerfolg eine Gemeinschaftsleistung.
André, der zwar zu faul zum Bloggen ist, aber im Herzen schon vollakzeptierter Teil von WFHR!, Andrea und meine Wenigkeit haben mal wieder eine Nacht am Rhein verbracht.
Und wie immer wenn André mit am Wasser ist schien Petrus schlechte Laune zu haben.

Als wir gegen 16:00 Uhr in Langel ankamen bewegte sich die Temperatur noch irgendwo bei 36° C und die nächste schattenwerfende Erhöhung war außer Sichtweite.
André und ich machten es uns also erstmal mit einem kühlen Getränk im Buhnenbecken gemütlich und warteten auf Andreas Feierabend.

Gegen 20:00 Uhr war die Temperatur auf ein erträgliches Maß gesunken und auch Andrea hatte den Weg zum Wasser gefunden.  Unsere bisherigen Angelversuche hatten uns schon eine Tüte voller Grundeln beschert, jede andere Spezies schien unter der Hitze genau so zu leiden wie wir.
Um den Sommerabend genießen zu können entschieden wir uns, einige Grundmontagen auszubringen um so den ein oder anderen Zander aus der Reserve zu locken ohne uns von unseren Plätzen bewegen zu müssen.
Die einzigen aktiven Räuber die wir zu diesem Zeitpunkt ausmachen konnten waren ganze Schwärme von Mücken. Unsere Motivation zum Spinfischen tendierte also gegen Null.

Pünktlich zum Sonnenuntergang, die letzten Strahlen waren gerade hinter dem Horizont verschwunden, schlug auch schon ein Bissanzeiger an und Andrea konnte ihre erste Zanderkerbe in die Angel schnitzen.
IMG_0158Nachdem wir den Meilenstein ausreichend gewürdigt und begossen hatten bemerkten wir den aufgefrischten Wind und die aufziehenden Wolken. Die Entscheidung sich langsam in die Schlafsäcke zu verkriechen musste daher nicht lange verhandelt werden.
Andrea und ich bezogen mit den ersten Nieseltropfen unser Zelt während André, ganz der Minimalist, in seinen Biwakschlafsack kroch.
Wenige Minuten später konntenwir das jedoch als dumme Idee verbuchen: das einsetzende Gewitter und der d amit verbundene Wolkenbruch haben nicht nur das Festival “Rock am Ring” ordentlich durcheinander gebracht sondern auch uns auf eine harte Probe gestellt. Es dauerte nur wenige Minuten bis André zu der Einsicht kam, dass Vernunft über Ego gestellt werden sollte und buchstäblich begossen zu uns ins Zelt flüchtete. Zu dritt verbrachten wir also eine, nun, nennen wir es kuschelige, Nacht im Unwetter. AnSchlaf war bei der Geräuschkulisse natürlich kaum zu denken und entsprechend gerädert krochen André und ich gegen halb sechs auch wieder aus dem Zelt um Kaffee aufzusetzen.

Und mit dem Kaffeeduft und den ersten Sonnenstrahlen begann unser Siegeszug:

Den Anfang machte Andreas Aal, eine weitere Premiere!

Direkt darauf legte Andrés Rute einen so brachialen Run hin, dass wir schon dachten die Schnur wäre von einem stromabwärtsfahrenden Kahn mitgenommen worden.
Bis André den Anschlag gesetzt hatte waren schon etliche Meter Schnur im Rhein verschwunden. Seine untertellergroßen Augen beseitigten schnell letzte Zweifel: Fisch!
Die Euphorie über “irgendwas Kapitales” schlug jedoch schnell in Nervosität um als klar wurde, dass der noch unbekannte Fang

a) einen mordsmäßigen Drill lieferte und keinen Zweifel daran ließ, dass er von der Idee eines Landgangs keineswegs begeistert war, und

b) André mit einem Maiskorn und einer Made an einem 0,18er Vorfach  kaum auf etwas vorbereitet war, das eine Kampfkraft an den Tag legte wie das Monster von Loch Ness.

Leider waren wir alle zu beschäftigt damit die Landung vorzubereiten, so dass niemand genau sagen kann wie lange der Drill gedauert hat. Die gefühlte Ewigkeit wird sich in der adrenalinbefreiten Realität auf 10 Minuten beschränken, vergessen werden wir, und besonders André, das Ganze jedoch nicht so schnell.
Um so glücklicher war er dann auch, als wir seinen lange ersehnten Zielfisch vor uns hatten: eine 64 cm große Barbe, ein echter Torpedo aus der Hauptströmung des Rheins.

Das war mit Sicherheit der Höhepunkt des Tages, keinesfalls aber das Ende. Andrea und André konnten innerhalb der nächsten Stunde noch 5 sagenhafte Rotaugen landen, in deen Größen von 32 – 38(!) cm.
Mir selbst blieb nur übrig mit offenem Mund zuzusehen und mich über meinen 28er Barsch zu freuen.

Unser Angeltrip wird uns wohl lange unvergesslich bleiben. Und nicht nur aus Schaden wird man klug, denn einige Lektionen konnten wir wieder mit nach Hause nehmen, sowohl technisch als auch mentaler Natur:

Durchhalten lohnt sich!

Eindeutig. Bei Wind und Wetter die Segel zu streichen, dem Unwetter auszuweichen und uns auf Wohlfühlzonen und Schönwetterangelei zu beschränken bringt uns nicht nur um Zeit am Wasser sondern auch um Erfahrung.

Überraschungen sind das Salz in der Suppe

Wir haben den Rhein verflucht. Mehrfach. Ausdauernd.
Wir haben uns geschworen, keine Jahreskarten mehr zu kaufen. Wir haben aufgerechnet, wie viele Köder Väterchen Rhein schon verschlungen hat. Mit bittersüßer haben wir rezitiert:” Der Rhein gibt und der Rhein nimmt”.
Aber dennoch zieht es uns immer wieder hin. Den wenn man ihn zu nehmen weiß, dann kann der Rhein spendabel sein. Was er aber immer sein wird, das ist geheimnisvoll und verschwiegen. Keine Köderwahl, keine Montage und keine Vorbereitung kann uns nämlich sagen, was am Ende anbeißen wird. Es ist die große Unbekannte, warum ich 10 Rotaugen am Stück fange und dann ein Döbel einsteigt. Oder warum ich dutzendfach Hardbaits bei der Zanderjagd versenke und dann in der Aalnacht plötzlich ein Stachelritter die Rute biegt.
Und wisst ihr was? Ich will es auch gar nicht wissen!
Ich will die Überraschung. Ich will die Frustration, den Zweifel, den Erfolg und die Bestätigung. Denn ohne all das wäre ich kein Allrounder. Ich wäre kaum noch ein Angler. Ich wäre Freier im Forellenpuff oder Pay-Lake-Tourist.
Ich wäre einfach nicht glücklich.